Es ist der 6. September 2006, 23 Uhr. Ich liege im Bett meiner schicken Altbauwohnung in Bonn. Es ist meine Traumwohnung, zentral gelegen, 4 Meter hohe Decken, Stuck an der Decke, 3 Meter hohe Türen, Parkett, große Räume und einen hübschen Balkon. Ich blättere abwesend in der Yacht, eine Zeitung für Segler. Eigentlich bin ich schon zu müde zum Lesen, mein Arbeitstag war heute wieder 14 Stunden und ich falle abends immer todmüde ins Bett. Auf einmal fällt mein Blick auf einen kleinen Artikel über eine Skipperin, die mit ihrer Frauencrew trainiert für eine Transatlantikregatta. Ich bin direkt hellwach, ohne darüber nachzudenken, sagt mein Herz ein ganz großes JA. Mein innerlicher Kompass hat beschlossen: Hier will ich mit!
Es ist Juni 2023. Ich sitze im Garten von unserem Haus in Holland. Mein Leben ist komplett verändert. Nach der Transatlantikregatta, (ja ich bin ins Team gekommen!), bin ich auf einem neuen, anderen Kurs weiter „gesegelt“ und metaphorisch gesprochen in Holland „angelegt“. Was für ein Abenteuer und ich liebe es! Die letzten 15 Jahre habe ich endlich auf meinen inneren Kompass gehört, immer wieder habe ich Entscheidungen getroffen, die mich wirklich aus meiner Komfortzone geholt haben. Und doch lagen sie auf dem Kurs von meinem innerlichen Kompass. Ich nehme dich einfach mal mit, was meine größten Erkenntnisse zu diesem Thema sind.
Was ist dein innerlicher Kompass?
Stell dir einen richtigen Kompass vor, dieser ist immer nach Norden ausgerichtet. Hieran kannst du dich orientieren. Wenn du beim Segeln kein Land siehst, liest du dort die Richtung ab, in die du fährst. Kennst also deinen Kurs.
Der innere Kompass funktioniert auch so, er ist ausgerichtet an deinen Werten, Zielen und Träumen und spiegelt deine inneren Überzeugungen wider, alles was für dich wichtig und bedeutsam ist. Du fühlst ihn auch in deinem Körper, zum Beispiel wenn du dich auf etwas freust, was dir mega wichtig ist. Er ist an deinen Bedürfnissen ausgerichtet und gibt dir so deine Richtung, deinen Kurs.
Was bringt dich vom Kurs ab?
Oft ist dein Alltag geprägt von Mustern, die entstehen durch z.B. dein Umfeld, Arbeit, Haltungen, Routinen, die du angenommen hast. Diese Muster beeinflussen deine Entscheidungen und können dich von deinem eigenen Kurs abbringen.
Mir zum Beispiel hat die Arbeit bei der Bank jahrelang Spaß gemacht. Zu der Zeit war ich echt überzeugt, dass dies mein Weg ist. Ich kannte es nicht anders, mein Umfeld hat mich geprägt. Und doch kam auf einmal Unzufriedenheit auf.
Wenn du deinem Kompass nicht folgst, kommen Unruhe und Unzufriedenheit
7 mögliche Empfindungen, woran du erkennst, dass du deinem Kurs nicht folgst:
- Du bist unzufrieden und frustriert, dass du etwas nicht tust, was dir wirklich wichtig ist.
- Du hast Zweifel und bist unsicher über Entscheidungen, die du getroffen hast, du machst dir Sorgen über die Zukunft.
- Du fühlst dich leer, so als ob dir etwas Wesentliches fehlt.
- Du fühlst dich verloren und orientierungslos, alles stagniert, du sitzt fest.
- Du hast das Gefühl, dass es Zeit ist für Veränderung.
- Du willst was ändern, aber traust dich nicht.
- Du weißt nicht, wie du es erreichen kannst.
Ist ein Gefühl dabei, das du im Moment hast? Falls ja, alles supi, du bist etwas vom Kurs abgekommen. Und ehrlich gesagt, ich hatte alle gleichzeitig. Bis sich dann an diesem besagten Abend im September ganz plötzlich wie aus dem Nichts mein innerer Kurs gemeldet hat und ich diesem nicht widersprochen habe. Wenn jetzt ab und zu eines dieser Gefühle um die Ecke schaut, mache ich eine kurze, klasse Übung zur Selbsteinsicht, die mir zeigt, was ich will.
Kompasskurs Check:
Stell dir diese drei starken Fragen und du kennst deinen echten Kurs
- Was möchtest du am allerliebsten, was du jetzt nicht machst?
- Wenn du jetzt etwas nicht machst, warum machst du es nicht?
- Was würdest du tun, wenn du nicht versagen könntest und du im Vorfeld schon weißt, dass es ein voller Erfolg wird?
Sei vor allem ehrlich beim Beantworten dieser Fragen. Denke verrückt, out of the box, mit Begeisterung und vor allem mit Leichtigkeit.
Lasse keine Gedanken zu, die die Antworten klein machen oder sie sogar wegfegen. Schreib deine Antworten auf und nehme sie seriös. Auch wenn du sie in eine Schublade legst und diese gut zumachst, sie kommen doch ständig zurück. Sie sind sehr hartnäckig.
Dein neuer Kurs
Du hast den Check gemacht? Stelle dir jetzt diese Fragen zu deinen Antworten:
Wo wirst du in einem Jahr stehen, wenn du deine Antworten nicht seriös nimmst?
Denke einfach daran, was passiert, wenn du es nicht machst?
Und wo wirst du stehen, wenn du einfach mal auf deinen inneren Kompass hörst?
Beim Segeln steuern wir oft nach dem Kompass, wieso eigentlich nicht auch im Leben an Land einem Kompasskurs folgen? Und zwischendurch einfach mal schauen, ob du noch auf Kurs bist. Leben nach deinem eigenen Kompass gibt dir innere Ruhe, Richtung, Motivation und Vertrauen für deinen eigenen Weg.
Nach welchem Kompass lebst du? Ich freue mich voll, wenn du mir hier unter dem Blog eine Reaktion gibst!
Die Vergangenheit ist kein Kompass für deine Zukunft. Gebe dir die Erlaubnis, einen neuen Kurs einzuschlagen.
Liebe Steffi,
herzlichen Glückwunsch zu Deinem Blog, mit dem Du sicher bei vielen genau ins Schwarze triffst (auch ein bisschen da, wo es weh tut…).
Am allerbesten hat mir einer Deiner letzten Sätze gefallen: „die Vergangenheit ist kein Kompass für die Zukunft“. Wie wahr, wie wahr, so einfach ausgedrückt. Danke Dir dafür!
Herzlich,
Claudia
Hallo Claudia! Wie schön, dass dir mein Blog gefällt! Ja, der Satz inspiriert mich auch immer wieder, wenn ich ihn lese. Genau was du sagst so simpel und bringt es einfach auf den Punkt. Liebe Grüße! Steffi
Was für ein mega cooler und inspirierender Blog liebe Steffi!! Danke für die tollen Fragen; habe sie mir sofort aufgeschrieben, werde in mich hinein horchen und sie beantworten. Danke auch für die tollen Bilder, die du mit deinen vergleichen in meinen Kopf angestoßen hast. Du bist eine wahre Inspiration und ich kann es kaum erwarten, noch mehr von deiner Geschichte zu hören und zu lernen. Keep on sailing my lovely friend 🙂
Mega, dass dir mein Blog auch gefällt, Steffi! Und danke für deine lieben Worte! Du wirst mehr coole Geschichten von mir lesen. 😉 Liebe Grüße! Steffi